10/30/2008

NPD zeigt Nerven.

Auf die eigene Unfähigkeit, aus der unstrukturierten Regionalpolitik in der Region Potential zu schlagen, und die wachsende Anzahl von Mißerfolgen in der Region reagieren die Protagonistinnen der NPD zunehmend gereizter. Entnervt und pietätlos zeigt sie ihr antisemitisches Ich, fordern "Judenstern" und "Judenboykotthetze" zurück. Da bedarf es nicht einmal Interpretation, denn es steht direkt so auf der Website der NPD Osterode nachzulesen: "Leute, kauft nicht bei…" und "gewissen Zeichen in gelber Farbe". Angst verbreiten Nazis mit ihren hohlen Wiederholungen von Vorgestern eh lange keine mehr. Schrecken und Panik wäre bei dem dummen Gequatsche auch wirklich unangebracht. Vor dummen Menschen kann man und sollte man aber immer Angst haben, sie sind zu allem fähig und somit potentielle Amokläufer. Es ist ein Klientel, dass eben nicht zur Lokalrunde eingeladen gehört, sondern aus der Gesellschaft ausgeschlossen und isoliert bleiben kann.

Die NPD ist politisch gesehen so einflußreich wie die Biertrinkerpartei oder die Grauen Panther. Eine Kleinpartei, die den Anspruch erhebt für "DIE" Deutschen zu sprechen, was vermutlich der kümmerliche Haufen von 1,6% WählerInnen aus 2005 sein soll. Die Nationalen sind eigentlich nur ein lokaler Haufen Jammerlappen, die durch ihr geistiges und körperliches Gewaltpotential auffallen - vielleicht noch häßliche Haarschnitte und mehr wohl kaum. Daher ist, tauchen NPD oder rechte Kameraden auf, keine Panik angesagt. Maßgeblich beinflussen können die Nazis ohnehin nichts. Grund zur Sorge besteht nur aus Angst um die körperliche Unversehrtheit oder demokratischer Mindeststandards. Ihre Bedeutungslosigkeit versucht diese nämlich dadurch auszugleichen, dass sie Andersdenkende oder Andersaussehende angreift, bedroht und einzuschüchtern versucht. Im Südharz steht für ein derartiges Klima die NPD und ihre Nazi-Kameraden flußauf- und abwärts des Tattooladens "Zettel Am Zeh". Die Beiträge der Rechten, welche im Internet oder in öffentlichen Stellungnahmen der Partei nachlesbar sind, sind ausnahmslos geistloses Gewäsch und man kann nur froh über die Entwicklung des Internets sein, denn dieser niveaulose Quatsch in Buchstaben wäre schließlich das Papier zum Bedrucken nicht Wert gewesen. Trotz dass sich die parlamentarischen Ortsparteien stets ungünstig und politisch unklug verhalten haben, hat die NPD zu keinem Zeitpunkt ernsthaft eine Gefahr dargestellt. Michael Hahn als Ratsherr ist so etwas wie die Nullnummer, aufgeladen mit einer Bedeutung, die einem kleinen Mitesser auf der Nasenspitze gleich kommt. Man kann ihn nicht so recht aus den Augen lassen und guckt ihn sich noch eine Weile an, bevor man ihm beherzt zu Leibe rückt und klar Schiff macht. Derweil posaunten NPD-Nazis lauthals von einer starkanwachsenden "Aktionsgruppe Nadelstich", einziges neues Mitglied im Clan schien einem späteren Bericht der NPD zur Folge aber nur ein sich unklug verhaltender Verfassungsschützer gewesen sein. Mit seinem Ausscheiden schrumpfte die Gruppe wieder auf das bekannte Normalniveau.

Man könnte über die Situation schmunzeln, doch gibt es immer noch feste Strukturen im Südharz, insbesondere in Bad Lauterberg. Der Laden "Zettel Am Zeh" gehört dazu, auch von verschiedenen Geschäftsleuten im Innenstadtbereich ist die Rede, welche im rechten Milieu verkehren. Die Zivilcourage ist dabei nicht groß genug, denn das dumme Verhalten der Nazis ist keineswegs Ergebnis einer klug agierenden bürgerlichen Mitte. Bisher stolperten die Faschisten vielmehr über ihre eigenen Zettel an ihren Zehen, als sich über Knüppel zwischen den Beinen aus der Bevölkerung beschweren zu müssen.

Die Bewohner der Kneippstadt müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass "gegen Nazis" sein nicht genug ist. Wer Aussitzen in der Region für die Top-Strategie hält, kann sich auf keine Erfolge beziehen. Etwas unternehmen ist angesagt, aktiv werden. Wer meint, die Antwort liegt in Gewalt, steht in keiner humanistischen Tradition. Was also tun? Wir klären auf und informieren. Aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger können dann ihre eigenen Schlüsse ziehen. Im Südharz ist man zwischen Herzberg und Bad Lauterberg - abgesehen von dem Verein "Bunt Statt Braun" - meilenweit von einem zivilisatorischen Standard entfernt, den Nazis den Ort einfach dicht zu machen. Man muss nicht Einstein heißen, um ein paar pragmatische Ideen zu verwirklichen. Mietverträge von bekannten Rechten könnten von Vermietern aufgekündigt werden, Geschäftsleute sind nicht gezwungen ihre Waren oder Dienstleistungen jedem Pappenheimer zu verkaufen, Kneipen und Hotels sollten ihre Türen auch als Chance verstehen, dieser Klientel den Zugang zu ihren Räumlichkeiten zu verschließen. Anders herum sollten aber auch die Bürgerinnen und Bürger überlegen, bei wem sie ihre Waren kaufen. Nicht jeder Tierarzt der Stadt und nicht jeder Juwelier in der Region ist vom Verdacht befreit, nur weil es dessen Söhne oder Töchter sind, welche zwischen Burschenschaft Germania Kassel und NPD Bad Lauterberg durch Hitlergruß und NPD-Unterstützung offen in Erscheinung treten. Das Problem sind eben nicht nur zugezogene Neonazis, sondern die Pappfiguren um Michael Hahn aus Herzberg, aus Osterode, aus Bad Sachsa und aus Bad Lauterberg. Die Antifaschistische Linke International präsentierte jüngst ein Foto, welches eine notdürftig geflickte Schaufensterscheibe des rechten Tattoolokals zeigte. Laut NPD-Angaben habe das rechte Lokal bereits zum zweiten Mal Glasbruch erleiden müssen.

Den Nazis gehört der Finger in jene Richtung gezeigt, in welche bereits 1945 die Allierten ihre Großeltern und Eltern wiesen: in die windigen Berge und kalten Wälder des Oberharzes. Die US-"16th Infantry" jagde die Nazis erfolgreich über Herzberg und Sieber sowie Bad Lauterberg einst bis in die Wälder hinter St. Andreasberg. Auf die "Festung Harz" folgte bereits 1945 die Antwort: "CLEAR HARZ MOUNTAINS". Das gilt auch heute: Clear Harz Mountains!