10/15/2008

Opferzahlen von Bombardierung Dresden ermittelt

Im Spektrum zwischen bürgerlicher Mitte und dem rechten Rand ist die Bombardierung Dresdens ein Mythos, der zu großer Wichtigkeit aufgeblasen worden ist. Er dient nicht nur politischen Zwecken, sondern stellt auch einen Versuch des Mainstreams dar, sich von Schuld rein zu waschen ohne sich mit den Taten der Vergangenheit beschäftigen zu müssen.

Mit Dresden ist die Niederschlagung des NS verbunden. Heute wird es dazu benutzt, die Schuld der Deutschen am 2. Weltkrieg zu verharmlosen oder gar zu leugnen. Ein unabhängiges Team aus Wissenschaftlern, so berichtet die Jerusalem Post, hat nun die genauen Opferzahlen ermittelt, die bei der Befreiung Nazideutschlands in Dresdner zu feiern sind. Die bisher in Umlauf gebrachten Zahlen reichten zuvor zwischen 130.000 Opfern bis hin zu einer halben Million. Die Komission fand nun heraus, dass nicht mehr als 25.000 Tote bei dem Befreiungsschlag im Februar 1945 getötet wurden.

Die Zahl ist deshalb so wichtig, weil sie die Geschichtsschreibung korrigiert, aber auch da sie ein gewichtiges Werkzeug in der Auseinandersetzung mit politisch motivierten Manipulationsversuchen rund um den Holocaust in Deutschland zerstäubt.


Folgende Manipulationsversuche lassen sich in der deutschen Mehrheitsgesellschaft aufzeigen:

1. Entkriminalisierungsmethode
Die Bezifferung großer Opferzahlen wird hierzulande immer wieder dazu benutzt, um die Deutschen selbst zum Opfer ihres eigenen Angriffskrieges zu ernennen. Dabei wurde Hitler demokratisch an die Macht gewählt. Er war kein Diktator, die NSDAP musste nicht die Regierung stürzen, auch die Bevölkerung wurde nicht verführen. Sie lief vielmehr in überwältigender Mehrheit zu ihnr über, als sie an die Macht kam. Nicht zuletzt deshalb, weil die Nazipartei ausdrückte, was die Deutschen dachten und somit aus linken- und rechten Grabenkämpfen eine Einheit schuf - gegen Juden.
Die Deutschen waren keiner Opfer des 2. Weltkrieges, sondern sind die Straftäter und Verbrecher welche die Massenvernichtung zu verantworten haben. Es waren nicht zwei oder drei Nazis, während der Rest Mitlief, wie es die Geschichtsschreibung nach 1945 hierzulande oft suggeriert, sondern die Deutschen bildeten eine mehrheitliche Tätergesellschaft, die aktiv sich am Genozid beteiligten oder indirekte Unterstützer eines extremen Rassismus und des Massenmordes waren.

2. Gleichsetzungsmethode
Die zweite Variante der Geschichtsverdrehung ist, die Handlungen der Alliierten bei der Befreiung mit den Taten der Deutschen bei der Vernichtung gleichzusetzen. Die Opferzahlen der Bombardierung Dresdens spielt für Geschichtsfälscher wie Jörg Friedrich eine bedeutende Rolle. In zwei Beststeller-Büchern spricht Friedrich vom "Alliierten Bombenterror" oder vom "Bombenholocaust" und setzt die Bombardierung Dresdens mit den Kampfhandlungen der Aliierten in ganz Deutschland gleich. Die luftgestützten Vergeltungsschläge der Alliierten werden von Geschichtsfälschern mit Krematorienöfen verglichen, die dadurch in Brand geratenen Bücherein sollen die Bücherverbrennungen der Nazis legitimieren etc. Die Beispiele, welche die Historikerin Susanne Urban auflistet, belegen den Versuch, durch gezielte Sprachwahl die Bedeutung und Singularität der Shoah zu verringern oder in Frage zu stellen.

3. Verminderungsmethode
"Wenn andere das auch dürfen, dann möchten wir nicht alleine die Sündenböcke dafür sein" - die Schuld am Holocaust wird zwar nicht geleugnet, aber die Israelischen Verteidigungsaktionen gegen Palestinenser werden in eine Waagschlae mit den deutschen Taten geworfen. Die Konstellation Deutsche-Juden wird auf Israeli-Palestinenser übertragen. Dagegen sind nicht alle Israelis Juden und schon gar nicht für Aktionen eines Nationalstaates kollektiv verantwortlich. Abgesehen davon, dass Israel die Grenzen lediglich verteidigt, während die Deutschen Grenzen angriffen, wird man in Israel wohl kaum Konzentrationslager finden. Dennoch behaupten viele Deutsche felsenfest, "die" hätten aus "ihrer" Geschichte nichts gelernt. In einer Studie an der Universität Bielefeld gaben 51% der Befragten an, dass die Art und Weise wie Israel gegen Palestinenser vorginge prinzipiell nicht vom Verhalten der Nazis im Dritten Reich gegenüber Juden zu unterscheiden sei! 68% stimmten sogar der Aussage zu, Israel führe einen Vernichtungskrieg gegen Palestinenser!

4. Anklage- und Ausblendungsmethode
Den Juden wird vorgeworfen, zu oft über den Holocaust zu reden, während im zweiten Schritt der Holocaust so wenig wie möglich Erwähnung findet, d.h. ignoriert oder ausgeblendet wird. Populärstes Beispiel ist die Rede des deutschen Schrifstellers Martin Walser bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 1998. Die NS-Verbrechen, so befand Walser, würden von "einigen Leuten" missbraucht um den Deutschen zu schaden. Gerade wegen seiner historischen Bedeutung, so Walser, dürfte die Judenvernichtung nicht "jederzeit einsetzbare [...] Moralkeule" sein. Unfassbar, doch er bekam standing Ovations vom Publikum.

Die 5. Methode wäre die der kompletten Verleugnung der Judenvernichtung.

Durch alle fünf Methoden wird die Geschichte umgeschrieben und die Schuld der Deutschen in Frage gestellt. Die Deutschen deklarieren sich selbst zu Opfern, wodurch das Verhältnis Täter-Opfer zwischen Deutschen und Juden gekippt wird. Wenn man selbst Opfer sei, dann kann man ja schlecht einer Tat schuldig gesprochen werden, so die Implementierung. Diese Methoden sind keine Randerscheinungen der Gesellschaft, sondern tief in der gesellschaftlichen Mitte festgestellte Prozesse.

[Der Artikel fast einen Artikel von Manfred Gerstenfeld, erschienen in der Jerusalem Post vom 14. Oktober 2008, zusammen]